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Kai Lipsius, Klimaschutzbeauftragter der Stadt Essen, stellt eine CO2-Reduktion von Kettwig bis Karnap fest. Foto: Thomas Willemsen

Klimaschutz wirtschaftlich gedacht: Contracting für KWK-Anlagen

Eine sichere Energie- und Wärmeversorgung zu gewährleisten und das Klima zu schützen – die Stadt Essen stellt sich dieser Herausforderung. Dabei spielt Erdgas als Energieträger für moderne KWK-Anlagen eine wichtige Rolle. Solche Anlagen können auch via Contracting finanziert werden. Die Redaktion Essenz sprach dazu auch mit Essens Klimaschutzbeauftragten Kai Lipsius.

Laut Gesetz soll in NRW die Treibhausgas-Emission deutlich gesenkt werden: Bis zum Jahr 2020 sollen es 25 Prozent weniger Emissionen als noch 1990 sein, bis 2050 sogar 80 Prozent weniger. Die Stadt Essen ist auf einem guten Weg: „Derzeit erstellen wir die neue Treibhausgas-Billlanz. Bereits jetzt ist klar, dass wir eine deutliche Reduktion der CO2-Emissionen verzeichnen können“, berichtet Kai Lipsius, Klimaschutzbeauftragter der Stadt Essen. „Gründe dafür sind insbesondere der Umstieg von Kohle und Öl als Energieträger auf Erdgas und Fernwärme, der Austausch von Nachtspeicherheizungen, Energieeffizienzsteigerungen im Gewerbe und Gebäudesanierungen.“

Langfristige Ziele anvisieren
Andere CO2 einsparende Faktoren, wie der einstige Rückgang der Einwohnerzahl in Essen, greifen nicht mehr. Ganz im Gegenteil, denn bereits seit 2012 wächst die Bevölkerung in der Stadt wieder. Aktuell sind es bereits 590.099 Einwohner. Bis zum Jahr 2030 sollen es 600.000 werden. „Um die langfristigen Klimaschutzziele zu erreichen, wird vor allem ein sparsamer Umgang mit Energie und Energieeffizienzmaßnahmen bei Gebäuden und im Gewerbe entscheidend sein, ebenso Veränderungen in den Bereichen Mobilität und Konsum“, so Kai Lipsius. „Deshalb wollen wir Bürger, Unternehmen, Hauseigentümer und natürlich alle Bereiche des Konzerns Stadt Essen unter dem Dach der Grünen Hauptstadt Europas mit in den Klimaschutz einbeziehen.“
Seit 2009 wird zudem das „Integrierte Energie- und Klimakonzept“ (IEKK) umgesetzt. Insgesamt sind 130 Maßnahmen und Projekte in Arbeit oder wurden bereits in Angriff genommen: Die Passivhaus-Grundschule in Essen-Haarzopf gehört genauso dazu wie das Gemeinschaftsprojekt „Masterplan im Klimaschutz“ in Handwerk mit der Kreishandwerkerschaft Essen. Beratungsangebote und Know-how werden hier zentral gebündelt.

KWK-Anlagen als wichtiger Baustein
Bei der lokalen Stromproduktion spielt in Essen neben der Sonnenenergie Erdgas eine wichtige Rolle. „Neben der Modernisierung von Heizungen, Dächern, Fassaden und Fenstern bieten zudem Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen große Potenziale zur CO2-Reduktion“, erklärt Kai Lipsius. „Sie dienen der Energieversorgung mit Strom und Wärme.“ Bereits 185 KWK-Anlagen sind in Essen in Betrieb, bis 2020 sollen es 300 sein. „Mit dem hohen Anteil an Mehrfamilienhäusern ist Essen prädestiniert für KWK“, so Kai Lipsius. „Gerade für Gewerbebetriebe und bei größeren Wohnprojekten sind solche Anlagen interessant.“ Dabei können die zum Start anfallenden hohen Investitionskosten durch Contracting abgefangen werden.

KWK-Anlagen wie dieses Blockheizkraftwerk nutzen die eingesetzte Energie doppelt: zur Wärme- und Stromproduktion. Foto: Thomas Willemsen


Contracting erleichtert Umstieg auf KWK
In Essen wird diese Dienstleistung von den Stadtwerken Essen angeboten: „Beim Contracting übernehmen wir quasi die ‚Wärmelieferung' komplett – inklusive Planung, Finanzierung und Bau der Anlage“, erklärt Holger Sparka von den Stadtwerken Essen. „Anschließend tragen wir während der vereinbarten Vertragslaufzeit die Verantwortung für den Betrieb und die Instandhaltung der Anlage und können so einen störungsfreien Betrieb gewährleisten.“ Die Wärmelieferungskosten werden individuell je nach Anlagenkonzept ermittelt und entsprechend den vertraglichen Vereinbarungen abgerechnet. „Besonders wichtig ist, in den Verträgen Rechtssicherheit herzustellen. Schließlich muss der Vermieter die entstehenden Kosten umlegen können“, so Holger Sparka.

Wirtschaftlichkeit exakt berechnen
„Wirtschaftlich interessant sind KWK-Anlagen immer dann, wenn kontinuierlich Wärme und Strom abgenommen werden“, erläutert Holger Sparka. Das ist der Fall etwa in Krankenhäusern oder Pflegeheimen, in Wellnessbetrieben mit großen Saunaanlagen, bei Lackierbetrieben und allen größeren Wohnprojekten, bei denen auch im Sommer eine Wärmeabnahme, zum Beispiel für die zentrale Warmwasserbereitung, gewährleistet ist.
Zudem werden im Rahmen von Sanierungs- und Modernisierungsprojekten von Wohngebäuden über Contracting realisierte KWK-Anlagen voll auf den erreichten Energiestandard angerechnet. Ein aktuelles Beispiel ist die Gebäudegruppe an der Schacht-Franz-Straße/Ecke Schönebecker Straße in Essen-Schönebeck. Hier saniert die Wohnungsgenossenschaft Essen-Nord derzeit elf Mehrfamilienhäuser mit 117 Wohneinheiten. Durch die von den Stadtwerken Essen realisierte KWK-Anlage wird der KfW-85-Standard erreicht, was auch den Zugang zu sehr günstigen Fördermitteln eröffnete.

Eignungsprüfung für dezentrale Lösungen
Auch das Wärmenutzungskonzept für die Stadt Essen setzt unter anderem auf dezentrale Lösungen wie objektbezogene KWK-Anlagen. Nicht zuletzt deshalb, weil diese in puncto CO2-Emission im Vergleich mit anderen Möglichkeiten zur Wärmebereitstellung besonders gut abschneiden. Um die Eignung eines Objekts für eine dezentrale KWK-Anlage einzuschätzen, werden verschiedene Faktoren berücksichtigt. Ein entsprechendes Potenzial liegt vor, wenn

  • der Wärmebedarf des Gebäudes bei mindeenst 100 MWh/a liegt,
  • ein Gasanschluss vorhanden oder das Gebäude anschlussfähig ist,
  • es sich um ein Gebäude mit großem Wärme- und/oder Strombedarf handelt, zum Beispiel größere kommunale Liegenschaften, Wohnheime, Krankenhäuser oder Betriebe.

Details ergeben sich anschließend aus einer konkreten Kosten-Nutzen-Rechnung für den Zubau eines BHKW.

Kontakt
Kai Lipsius
Stabstelle Klimaschutz
Umweltamt Essen
Tel.: 0201/88 59 200
E-Mail: kai.lipsius@umweltamt.essen.de


Holger Sparka
Stadtwerke Essen AG
Abteilung Vertrieb/Produkte
Tel.: 0201/800-1410
E-Mail: holger.sparka@stadtwerke-essen.de